Ob im Jahr 1848, 1918, 1923, 1938 oder 1989: Der 9. November ist ein höchst ambivalenter, vielschichtiger Tag in der deutschen Geschichte. Jedes Jahr fallen hier Feier- und Gedenkstunden zusammen.

09. November 1848: Die Märzrevolution ist endgültig gescheitert

Der 9. November 1848 ging als Scheitern der Märzrevolution in die Geschichte ein. An diesem Tag wurde der Demokrat Robert Blum von Truppen der Gegenrevolution erschossen. Blum vertrat liberale Werte und kämpfte für ein geeintes und freies Deutschland. „Ich sterbe für die Freiheit“ waren seine letzten Worte. Das Ereignis markierte den Anfang vom Ende der sogenannten Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes. Begonnen hatte das revolutionäre Zeitalter in Frankreich, erstreckte sich nahezu über ganz Europa und erreichte schließlich auch Deutschland.

Robert Blum

Geistiges Fundament der Revolutionsbewegung war die Forderung nach einer Verfassung, die den Ausgleich von monarchischer Autorität und Volkssouveränität bringen sollte. Zudem standen im Mittelpunkt die Nationalfrage – die Forderung nach nationaler Einheit und Unabhängigkeit – und die soziale Frage, insbesondere die Forderung nach vollständiger Bauernbefreiung und sozialer Sicherung der Lohnarbeiter. Doch der erste Versuch, Deutschland als Teil einer europäischen Modernisierung nach freiheitlichen und demokratischen Leitvorstellungen auszurichten, scheiterte am Widerstand des reaktionären Adels.

1918: Novemberrevolution

Im Herbst 1918 überschlugen sich im Deutschen Reich die Ereignisse. Angesichts der bereits feststehenden Niederlage der Deutschen im Ersten Weltkrieg wurde der Ruf nach Frieden und der Abdankung des Kaisers lauter. Es kam zu einer Revolutionsbewegung. Betriebe wurden bestreikt, in vielen Städten bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte. Am 9. November erfasste die Revolution auch Berlin, wo Reichskanzler Prinz Maximilian von Baden aus Sorge vor einem radikalen politischen Umsturz eigenmächtig die Abdankung des Kaisers bekannt gab. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Philipp Scheidemann rief daraufhin von einem Balkon des Berliner Reichstags die erste deutsche Republik aus und besiegelte damit das Ende der Hohenzollernherrschaft. Er kam damit Karl Liebknecht zwei Stunden zuvor, der aus dem Berliner Schloss die "freie sozialistische Republik Deutschland" ausrief.

Philipp Scheidemann

Diese doppelte Ausrufung der Republik zeigte die frühe Polarisierung, die es der jungen Republik von Anfang an schwer machte: Ihr fehlte es an Rückhalt in der Bevölkerung, an Geschlossenheit und Unterstützung durch die exekutive Gewalt. Massenarbeitslosigkeit, Kriegsschäden und Reparationsforderungen aus dem Ersten Weltkrieg stellten die Weimarer Demokratie vor eine Zerreißprobe. Europaweit erlangten antidemokratische Strömungen Aufwind und lieferten den Nährboden für den aufkommenden Nationalsozialismus.

1923: Hitler-Ludendorff-Putsch

Inflation, kommunistische Unruhen und die französische Besetzung des Ruhrgebietes begünstigten Anfang der 1920er Jahre die Entstehung reaktionärer und nationalistischer Strömungen. In dieser instabilen politischen Lage plante Adolf Hitler als Parteiführer der NSDAP in München einen gewaltsamen Putsch. Sein Ziel war es, die Regierung in Berlin abzusetzen und selbst die Macht in einer nationalen Diktatur zu erringen. Am Sonntagmorgen des 9. November 1923 marschierte Hitler zusammen mit General Erich Ludendorff und weiteren Anhängern zur Feldherrnhalle in München. Doch die bayerische Polizei stoppte den Marsch und damit auch Hitlers Versuch, gewaltsam an die Macht zu gelangen. Die NSDAP wurde daraufhin verboten, Hitler zu fünf Jahren Haft verurteilt. Zehn Jahre später gelang es ihm, die Macht zu ergreifen.

9. November 1938: Reichspogromnacht

In der Nacht vom 09. zum 10. November 1938 kam zur es sogenannten Reichspogromnach und der staatliche Antisemitismus erreichte im „Dritten Reich“ eine neue Dimension. Die jüdische Bevölkerung wurde in dieser Nacht im nationalsozialistischen Deutschland Opfer gezielter Gewaltaktionen. Es war der Beginn systematischer Unterdrückung, Vertreibung und Vernichtung von Juden.

Reichspogromnacht

Etliche Synagogen und jüdische Geschäfte wurden in Brand gesetzt, geplündert und unzählige Juden verhaftet und in den Tod getrieben. Auch in Ludwigslust und Grabow wurden Geschäfte zerstört. In der Tuchmanufaktur der Kaufleute Arthur und Kurt Wolff wurden die Fensterscheiben eingeworfen und die Grabower Schuhhandlung von Josef Sabielak zerstört. Die Reichpogromnacht war ein bitterer Vorgeschmack für das was Europa bevor stand. So etwas darf sich nicht wiederholen!

9. November 1989: Mauerfall

Das jüngste 09. November-Ereignis war der Mauerfall. Am Abend des 09. November 1989 verkündete das DDR-Politbüro auf einer Pressekonferenz überraschend die sofortige Öffnung der Mauer. Die neue Reiseregelung der DDR-Bürger trete „sofort“ in Kraft. Tausende Ostberliner strömten an die Grenzübergänge ihrer Stadt.

Mauerfall

Gegen 23.30 Uhr konnten die Grenzsoldaten in der Bornholmer Straße dem Andrang der Menschen nicht mehr standhalten und öffneten den Übergang. Der Weg zur deutschen Wiedervereinigung war frei. Zum ersten Mal in der Geschichte können die Deutschen in einem geeinten und freien Deutschland leben.